Sie ist nicht zu spüren, es fehlen neben den Szenen des Wahnsinns, der Naivität, vor allem die Momente der Erhabenheit. Die Emotionalität ist Marias aktive Waffe, doch die spielt Anna Keil nicht aus, dass Spiel im Spiel gelingt ihr nicht. Beispielsweise in der Szene, in der sie um die Gnade der Elisabeth bittet und schauspielerische Demut zeigen müsste, fehlt es an darstellerischer Kraft. Der Ausdruck der Verschlagenen, der Kennerin des höfischen Spiels, der hier nötig wäre, ist nicht zu erkennen. Bei geschlossenen Augen, um die stimmliche Dramaturgie noch besser aufspüren zu können, gab es ebenfalls zu lineare Intonationen oder Deklamation. Die Schlussszene mit zwei symmetrisch angeordneten, unsynchron sich zu Grimmassen verzerrenden Portraits einer Frau, als filmische schwarzweiß Projektion, im oberen Bereich der Bühne, links und rechts und dazwischen der Käfig mit Maria, ließ dann doch auch das Bühnenbild ein Stück Dramatik erkennen. Der nahende Tod der Maria Stuart, durch die Königin zur Ausführung befohlen, bekam durch das königliche Rot des Kleides der Titelfigur, jedenfalls optisch die Erhabenheit jener tragischen Szene.
Sylvia Bretschneider als Elisabeth (ab 29. 01. 20) Seit mehreren Jahren befindet sich Maria Stuart, Königin von Schottland, in der Gefangenschaft der englischen Königin Elisabeth I. und soll in drei Tagen wegen Hochverrat hingerichtet werden. Neben ihrem verzweifelten Versuch, das bereits verkündete Todesurteil abzuwenden, ringen verschiedene politische Lager im Umkreis der englischen Königin entweder um Amnestie oder um Vollstreckung des Urteils. Elisabeth I. schwankt, unterschreibt aber, nach gescheitertem Mordkomplott und Befreiungsversuch, letztendlich doch die Urkunde zur Hinrichtung. Nach einem bewegten Leben als Königin von Schottland und im französischen Asyl suchte Maria Stuart Zuflucht bei der ebenfalls von den Tudors abstammenden Elisabeth und gerät zum Spielball zwischen protestantischer Revolution und katholischer Restauration während der Glaubenskriege. Denn auch Elisabeth I. liegt im Clinch mit der katholischen Kirche, für die Maria Stuart die rechtmäßige Erbin des englischen Throns ist.
Letzten Sommer gastierte "Klassik am Meer" aus Koserow/Insel Usedom in Bad Lauchstädt mit der Inszenierung von Jürgen Kern. Alljährlich präsentieren ausgewählte namhafte, sagen wir gut und gern lang erprobte Schauspieler (Dort steht auch der einstige Leipziger Gottfried Richter 2015 auf der Besetzungsliste, die Leipzigerin Astrid Bless gehörte jahrelang dazu. ) Theater am Spielort in einer evangelischen Kirche! Da war dann schon die Goethe-Theater-Bühne Lauchstädts als Bühnenbild fast im Wege, denn außer ein paar Türen und einem Sessel brauchte man nichts weiter. Elisabeth, gespielt und wundersam intoniert von Franziska Troegner, ließ ihre Gefängniswärter die Maria Stuart mit Kabelbindern an den Sessel fesseln. Dabei vermochte Karoline-Anni Reingraber eine Klaviatur zähen Protests auszuspielen. Leipziger Schiller-Theater Leipzigs Schauspielhaus sammelt Friedrich Schiller seit langem. Regisseur Karl Kayser soll außer "Demetrius" alle anderen Stücke geschafft haben. Und das Fragment hat selbst Goethe nicht zu beenden gewusst.
Sie sah eher aus wie eine Verbrecherin statt einer Königin. Elisabeth (Bettina Schmidt) hingegen zeigte sich mit ihrem schwarzen pompösen Kleid sehr stilvoll. Trotzdem war sie in diesem Stück gefühlt keine Königin. Sie wirkte eher etwas in sich gekehrt und von Mimik war bei ihr auch nicht viel zu erkennen. Von Macht kann man hier also nicht sprechen. Als dann die Vorführung beendet war, erfolgte ein sehr starker Applaus welcher mindestens fünf Minuten andauerte. Die Schauspieler kamen mehrmals auf die Bühne und verbeugten sich. Zusammenfassend kann man sagen, dass das Stück im Großen und Ganzen gut umgesetzt wurde. Für Schüler, welche das Werk gerade in der Schule behandeln oder schon behandelt haben ist es eine sehr gute Veranschaulichung und Wiederholung des Stoffes. Allerdings werden die Zuschauer, welche noch nie etwas von Maria Stuart gehört haben, eher weniger zurecht kommen. Trotz all der Kritik, die wir in dieser Rezension angesprochen haben, würden wir diese Veranstaltung weiterempfehlen, da es uns als Schüler sehr geholfen hat, das Werk "Maria Stuart" besser zu verstehen und auch noch einmal zusammenfassend zu verinnerlichen.
Schiller: Maria Stuart; Schauspiel Leipzig Der feste Boden, den Maria Stuart zu Beginn dieser Inszenierung unter den Füßen hat, ist leicht schwankend: Sie hängt, als Gefangene eines Käfigs (Bühne: Harald B. Thor) an der Decke. Sie verursacht, außer dem wilden Geschrei, mit dem sie im Verlaufe des Abends nicht allein bleibt, seltsame Geräusche, deren Ursache sich bald auf die Bleischuhe zurückführen lässt, die ihr Gehen behindern, ihre Flucht zu verhindern haben. Sie trägt nur ein Hemd (Kostüme: Cornelia Kraske) und sie ist blond. Wer vor Vorstellungsbeginn ins Programmheft geschaut hat, in dem die Königinnen traditionell schwarzhaarig und rothaarig zu sehen sind, nur eben vertauscht, weiß: hier ist vor der Premiere noch einmal am optischen Konzept gedreht worden. Beide Kontrahentinnen, Bettina Schmidt als Elisabeth und Anna Keil als Maria, sind nun blond. Mag sein, dass die Haarfarbe den Inszenierungsabsichten von Regisseur Georg Schmiedleitner als Klischee erschien und in der Tat wäre sie genau dann so deutbar, wenn nicht die historischen Vorbilder beider Frauen eben so ausgesehen hätten.
"Maria Stuart" im Schauspiel Leipzig (R. Pfefferle 03. 2018) Unerwartet karg, aber nicht schlecht. Am 28. 02. 2018 besuchten die Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe des Beruflichen Gymnasiums im Rahmen des Deutsch Leistungskurses eine Aufführung des Dramas "Maria Stuart". Kurz zu dem Stück: Friedrich Schiller stellt in seinem Königinnendrama nicht nur die skeptische Frage nach dem Verhältnis von Macht und Moral, sondern beschreibt eindringlich den Einfluss von privaten Interessen. Auf der einen Seite steht Maria, die mit Hilfe von bestochenen Zeugen und manipulierten Gesetzen zum Tode verurteilt wurde, auf der Gegenseite Elisabeth I., die ihre Macht missbraucht und Gesetze für ihre Zwecke umgestaltet, um die von ihr verhasste Maria zu vernichten. Gleich zu Beginn war ich sehr überrascht von dem schrägen und durchaus sehr minimalistischen Bühnenbild. Das Stück war sehr karg inszeniert und jegliche Hintergrundgestaltung fehlte. Zu meinem Erstaunen war Graf Burleigh kein stattlicher Mann, sondern eine Lady, gespielt von Anne Cathrin Buhtz.